Ausgangssituation: Altersbedingte Erkrankungen.

Altersbedingte Erkrankungen

Altersbedingte Beschwerden lesen sich wie ein Alphabet all dessen, was man nicht besonders gerne bekommen möchte. Von Alzheimer bis Zöliakie reicht die Palette. Ein Grund für die Anhäufung mehrerer Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter ist die längere Lebenserwartung. Viele Senioren haben heute statistisch gesehen gute Chancen, älter als achtzig Jahre zu werden.

Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Frau liegt derzeit bei 83,6 Jahren. Bei Männern sind es 78,9 Lebensjahre. Bis zum Jahre 2060 rechnet man mit einer weiteren Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung. Statistiken sind jedoch eines, Realitäten etwas anderes. Ein Blick in die Todesanzeigen einer Tageszeitung belegt, dass viele Menschen dieses Alter nicht erreichen. Sie sterben im Alter von fünfzig oder sechzig an Krebs, Unfällen oder einem Herzinfarkt.

Zu Altern, dauert etwa 40 Jahre

Fakt ist, dass die ersten körperlichen Alterungsprozesse tatsächlich schon nach dem dreißigsten Lebensjahr einsetzen. Die ersten Falten im Gesicht deuten die Umkehrung der zuvor abgelaufenen Prozesse an.

Menschen über sechzig Jahre werden manchmal scherzhaft als „knackige“ Typen beschrieben. Tatsächlich knackt und knirscht es zunehmend im „Gebälk“. In diesem Alter ist der altersbedingte Degenerationsprozess unübersehbar und unüberhörbar. Man ächzt, wenn man sich bückt. Man stöhnt, wenn man sich aufrichtet. Die Verschleißerscheinungen eines langen Lebens fordern ihren Tribut. Bei Achtzigjährigen hat sich die Muskelmasse bereits um die Hälfte reduziert.

Ebenso nachgelassen haben die geistige Leistungsfähigkeit und das Reaktionsvermögen. Es kommt häufiger zu Vergesslichkeit, Orientierungsschwierigkeiten oder Gleichgewichtsstörungen. Die Leistungen von Augen und Ohren lassen zu wünschen übrig. Durchblutungsstörungen führen zu Venenproblemen oder Tinnitus. Gelenkschmerzen und Muskelschwäche nehmen zu. Die Genesung nach einem grippalen Infekt dauert wesentlich länger als früher. Das Immunsystem schwächelt. Früher lief alles wie geschmiert. Heute bedarf es immer häufiger der Nachhilfe.

In jüngeren Jahren lächelte man über Menschen mit Hörgeräten, dicken Brillengläsern, Inkontinenzwindeln im Einkaufskorb oder einem Rollator vor dem Körper. Heute gehört der eben noch rüstige „Silver Ager“ selbst zu jenen, die die Sanitätshäuser als wichtigste Adresse für Einkäufe ansehen. Ohne Hilfsmittel und Medikamente geht im höheren Alter fast nichts mehr. Eine Ausnahme bilden nur jene, die gute Gene hatten oder sich jahrelang durch sportliches Training fit und gesund gehalten haben.

Geriatrische Erkrankungen nehmen weiter zu

Im hohen Alter versterben viele Menschen infolge einer Häufung verschiedener Erkrankungen. Oft beendet ein Herzinfarkt oder ein schwerer Hirnschlag das Leben älterer Menschen. Oft folgen dem ersten Schlaganfall weitere. Das verursacht immer schwerere Schäden. Bestimmte Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck erhöhen das Risiko für Schlaganfälle oder Infarkte. Blutverdünner schaffen das Problem zwar nicht aus der Welt. Sie verbessern aber die Überlebenschancen.

Es besteht die Vermutung, dass Medikamenten-Cocktails aus verschiedenen Präparaten, die durch unterschiedliche Ärzte verordnet wurden, gelegentlich für einen früheren Tod mit verantwortlich sein könnten. Oftmals weiß ein Arzt nicht, was ein anderer verschrieben hat. Viele Medikamente dürften gar nicht zeitgleich eingenommen werden. Andere dürfen überhaupt nicht kombiniert werden. Zudem vergessen alte Menschen oft, ihre Tabletten rechtzeitig einzunehmen. Sinnvoll ist es daher, durch Tablettenboxen für die ganze Woche eine Erinnerungshilfe zu schaffen.

Auch Einsamkeit, Dehydrierung und mangelnde Pflege können zu einem früheren Versterben alter Menschen führen. Sehr viel öfter aber sind es die Folgen von

  • Schlaganfall
  • Parkinson
  • Demenz
  • Diabetes
  • Osteoporose
  • oder Krebs.

Ein Oberschenkelhalsbruch gilt bei älteren Menschen auch heute noch als gefährlich. Nachfolgende Thrombosen oder Embolien sind nicht selten die festgestellte Todesursache.

Nach längerer Bettlägerigkeit versterben viele alte Menschen oft an einer Lungenentzündung oder Wasser in Lunge und Herz. Auch multiresistente Krankenhauskeime oder ein Dekubitus können ihren Beitrag dazu leisten. Wer in jungen Jahren geraucht oder auf andere Weise die Atemwege belastet hat, leidet im Alter oft an COPD, Lungenemphysem oder Lungenfibrose. Auch das sind schwere Erkrankungen, die am Ende zum Tod führen werden

Männer und Frauen haben unterschiedliche Altererkrankungen

Herzschwäche oder bestehende Herz-Kreislauferkrankungen sind weiterhin die Todesursache Nummer eins. Herzinsuffizienz, Angina Pectoris und andere Herzerkrankungen belasten alte Menschen oft über Jahre.

Männer und Frauen leiden gleichberechtigt darunter. Bei Frauen werden Herzinfarkte jedoch oft zu spät erkannt. Der Grund dafür ist, dass die typischen Symptome bei ihnen anders ausfallen als bei Männern. Damit geht wertvolle Zeit verloren. Bei den Männern ist der erste Herzinfarkt oft tödlich, weil sie trotz typischer Symptome keinen Notarzt rufen lassen. Zu den schweren und letztendlich tödlich endenden Alterserkrankungen gehören Alzheimer, Demenz und Parkinson. Sie alle gehen mit einem zunehmenden Pflegebedarf einher.

Ernährungsbedingt ist Diabetes eine der häufigen Ursachen von langem Leiden und verfrühtem Tod. Viele alte Menschen haben ein offenes Bein oder einen diabetischen Fuß. Behandelt wird ein Diabetiker meist mit Insulin. Der altersbedingte Knochenschwund (Osteoporose) sorgt für ein Schwinden der Lebensqualität. Er führt zu Schmerzen und Knochenbrüchen. Degenerative Erkrankungen wie Arthose oder Muskelschwund können ebenfalls Dauerschmerzen auslösen. Sie schränken die Mobilität und Beweglichkeit ein. Durch zunehmenden Bewegungsmangel treten dann Folgeerkrankungen auf.

Auch entzündliche Erkrankungen wie Rheuma oder rheumatoide Arthritis betreffen viele alte Menschen. Zum Teil leiden die Menschen bereits seit jungen Jahren unter entsprechenden Beschwerden und Schmerzen. Oftmals liegen zusätzlich zum Rheuma noch weitere Erkrankungen vor – zum Beispiel Arthrose, Gicht oder Osteoporose

Altersbedingte Beschwerden, die sich häufen

Alte Menschen leiden oft an Makuladegeneration und zunehmender Taubheit. Grüner oder Grauer Star (Katarakt) beeinträchtigen ihre Sehfähigkeit. Grauer Star führt zu Linsentrübungen. Er kann heutzutage behandelt werden. An Sehschwäche oder Augenerkrankungen verstirbt niemand. Die Zahl der Stürze nimmt aber mit schwindender Sehfähigkeit potenziell zu. Kommt dann noch altersbedingter Schwindel dazu, steigen die Risiken für Sturzverletzungen noch weiter. Oftmals ist ein Oberschenkelhalsbruch die Folge.

Ältere Frauen leiden oft an Harninkontinenz. Nicht immer ist eine Blasensenkung die Ursache. Diese wäre operativ behebbar. Altersbedingte Blasenschwäche ist zwar peinlich, aber durch Inkontinenzeinlagen regulierbar. Doch mit zunehmendem Alter mehren sich die altersbedingten Beschwerden. Auch Krebserkrankungen treten im Alter deutlich gehäufter auf. Der Grund: Das Immunsystem schwächelt, die Reparatur defekter Zellen geht langsamer vonstatten.

Alterskrankheiten werden zu ständigen Begleitern

Jahrzehntelange Fehlentwicklungen bei der Ernährung, brüchige gewordene Knochen oder eingelagerte Toxine schaffen Fakten. Auch wenn es heute für viele altersbedingte Erkrankungen und Beschwerden bessere Therapien gibt: Altern ist immer noch durch schmerzhafte Verluste von gewohnten Fähigkeiten geprägt.

Der letzte Lebensabschnitt ist in vieler Hinsicht ein schmerzlicher. Es verlangt Geduld, Weisheit und Kampfgeist, den zunehmenden „Zipperlein“ und Erkrankungen nicht den Sieg zu überlassen. Fakt ist aber, das jeder Mensch anders altert. Der Alterungsprozess wird zudem nicht nur durch die Gene, sondern auch durch die Lebensweise bestimmt. Verschiedene Faktoren begünstigen typische Probleme des Alters:

  • der soziale Status
  • Art und Dauer der Vorerkrankungen
  • Mangel- oder Fehlernährung
  • erhebliches Übergewicht
  • Umwelteinflüsse
  • jahrelanger Suchtmittelmissbrauch (Alkohol und Nikotin)
  • chronische Bewegungsarmut
  • Schicksalsschläge
  • oder der Mangel an sozialen Kontakten.

Letzten Endes trägt auch eine gesunde Einstellung dazu bei, dass jemand ein gutes Alter erlebt. Andernfalls drohen Depressionen, Angsterkrankungen oder Vereinsamung. Während manche Menschen im Alter immer weniger werden, gehen andere auf wie ein Hefekloß. Untergewicht ist im Alter genauso ein Problem wie erhebliches Übergewicht. Dazu trägt neben üppigem Essen auch der altersbedingt verlangsamte Stoffwechsel bei. Zudem können hormonelle Veränderungen oder bestimmte Medikamente zu Gewichtszunahme führen.

Mit der Zunahme von Risikofaktoren wie erhöhtem Blutzucker- oder hohen Blutfettwerten werden Bluthochdruck und Herzleiden wahrscheinlicher. Je nach allgemeinen Risiken kommt es im Alter gehäufter zu Krebs, in anderen Fällen zu Parkinson oder Demenz. Während manche Menschen im Alter bevorzugt an Knochenschwund, rheumatoider Arthritis oder Arthrose leiden, sind andere aufgrund ihrer Risikofaktoren eher für Herzinfarkte oder Schlaganfälle prädestiniert.

Wie sagt man so schön: „Altern ist nichts für Feiglinge“. Und wie Ex-Bundeskanzler Helmut Schmitt einmal konstatierte: „Wer morgens ohne Schmerzen aufwacht, ist vermutlich schon tot.“